Eine kurze Geschichte fernöstlicher Stempel
Wo sie entstanden sind
Die Geschichte des Stempels beginnt in einer der ersten Hochkulturen der Menschheitsgeschichte: Mesopotamien. In der Zivilisation, die sich an Euphrat und Tigris entwickelte, verwendeten die Herrscher bereits vor 5000 Jahren runde Rollsiegel. Aus dem Zweistromland breitete sich der Stempelgebrauch allmählich nach Westen und Osten hin aus. In China begann die Verwendung von Stempeln mit der Zeit, in der die chinesische Schrift entstand.
Uralte chinesische Siegel sind in allerlei Formen und auf verschiedensten Materialien überliefert.
Die ersten chinesischen Siegel
Nachweisbar sind die ersten Siegel, die Vorläufer der Stempel, 1324 vor Christi. Richtige Verbreitung fanden sie allerdings erst in der Zhou-Dynastie, die von 1122 bis 225 vor unserer Zeit an der Spitze des Kaiserreichs stand. Zunächst war das Siegel dabei eine Art amtliches Bürgpfand für gutes Benehmen, das am Gürtel getragen wurde. Diese frühen Siegel sollten gesehen werden, sie waren also vor allem Symbole der Macht und weniger zur Versiegelung von Dokumenten gedacht – und wurden von Generation zu Generation weitergegeben.
Siegel aus Jade waren besonders kostbar – und symbolisierten die Zugehörigkeit zum Adel.
Jadesiegel waren dabei dem Adel vorbehalten und bezeugten deren hohen Rang, legitimierten sie und symbolisierten deren Autorität. Ansonsten verwendeten die Chinesen vor allem Tierknochen, später auch weiche Steine.
Die Ursprünge der gestempelten Unterschrift
Als die chinesischen Dynastien schließlich die staatlichen Strukturen immer stärker ausweiteten und die Kultur komplexer wurde, wurden die Siegel als Unterschriften eingesetzt, die Dokumente beglaubigten und deren Echtheit gewährleisten sollten. Bereits bevor das Papier erfunden wurde, beschrieb man dafür Seide mit Tinte oder schnitzte in Bambus.
Nach der Erfindung des Papiers erhielt das Siegel die Aufgabe der Namensunterschrift. Nunmehr zeigte der Besitzer das Siegel nicht mehr vor, um sich auszuweisen, sondern drückte es einfach in rote Tinte und anschließend auf das Dokument oder den Brief.
Auch in der Bevölkerung setzte sich dieser Brauch der Signatur durch, eine Besonderheit im asiatischen Kulturkreis, welche bis zum heutigen Tage Bestand hat. Von China aus verbreitete sich der Stempelgebrauch schließlich ab dem 1. Jahrhundert unserer Zeit auch in andere fernöstliche Kulturkreise und ist dort bis heute von größter Bedeutung.
1. Die chinesische Siegelschnitzerei
Die chinesische Siegelschnitzerei hat sich zu einer virtuosen Kunst und Freizeitbeschäftigung im Land der Mitte entwickelt.
Neben seiner amtlichen Funktion entwickelte sich aus den Siegeln auch eine Kunstform, die zum Kulturgut Chinas gehört. Auch heute genießen die besten Siegelschnitzer höchstes Ansehen in China.
Bereits in Zeiten der Shang-Dynastie (1765-1122 v. Chr.) schnitzten die Chinesen Wörter in Tierknochen oder Keramik. Doch erst mit der Qin-Dynastie (222-206 v. Chr.) wurde das Siegelschnitzen – nun vor allem in weichem Stein – richtig populär. Zunächst vor allem durch Handwerker ausgeübt, interessierten sich bald auch Gelehrte und Künstler für das Siegelschnitzen. So wurde daraus bald eine virtuose, einzigartige Kunst, die das Handwerk mit der Kalligrafie und Komposition vereinte. (Quelle)
Die Besonderheit liegt vor allem darin, dass den Künstlern nur ein Zoll, also zwanzig Quadratzentimeter zur Verfügung steht. Auf diesem begrenzten Raum müssen sie die Schriftzeichen unterbringen, kunstvoll arrangieren und können so ganze Gedichte oder gar kurze Geschichten erzählen – Literatur und Ästhetik verbinden sich hier auf kleinster Bühne und drücken die Gefühle der Künstler aus.
Auf engstem Raum schaffen begabte Siegelschnitzer ganze Geschichten mit wenigen Zeichen zu erzählen.
Die einzelnen Siegel werden bisweilen gesammelt wie Briefmarken oder Münzen – und sogar das Wahrzeichen der Olympischen Spiele von Beijing 2008, das Logo „Tanzendes Beijing“ war ein solches Siegelzeichen. Dabei wurde das Zeichen „jing“ für Beijing in das Bild eines Läufers gewandelt – und somit die Tradition mit der Vitalität Chinas symbolisch verbunden.
Manche Chinesen besitzen große Siegelsammlungen.
2009 wurde das chinesische Siegelschnitzen schließlich von der UNESCO zum immateriellen Kulturerbe der Menschheit ernannt – und ist heute zugleich ein Hobby, dem viele Chinesen auch in ihrer Freizeit nachgehen. (Quelle)
2. Hanko-Stempel aus Japan
In Japan hat ihn fast jeder immer bei sich: Den Hanko-Stempel.
Wie in China besitzt auch in Japan jeder einen eigenen Stempel, denn ohne ihn wäre man im Tagesgeschäft aufgeschmissen. Der Hanko-Stempel, also Namensstempel, ersetzt dort die Unterschrift. Ohne ihn können keine Bankkonten eingerichtet, Miet- oder Kaufverträge abgeschlossen oder Steuererklärungen unterschrieben werden. Nicht einmal Heiraten geht ohne Stempel.
Für den Alltag, zum Beispiel für die Annahme von Postsendungen, besitzen die meisten Japaner zudem mindestens einen zweiten, billigeren Stempel mit dem eigenen Namen, dessen Verlust nicht gleich tragische Ausmaße annimmt. Geht ein solch billiger Namensstempel verloren, kauft man sich einfach einen neuen.
Die Stempel gibt es in billig und in teuer.
Bereits ab 1000 Yen (knapp acht Euro) bekommen Sie kleine, günstige Hanko-Stempel – beliebte Mitbringsel und Erinnerungsstücke – an fast jeder Straßenecke. Inzwischen haben viele Händler auch europäische oder zumindest englische Namen extra für Touristen im Angebot. Nach oben gibt es im Preis übrigens kaum eine Grenze – wer in Japan zeigen will, dass er zu den Reichen und Schönen gehört, legt sich als Statussymbol einen Hanko für mehrere Tausende Euro zu, die in prachtvollen Etuis aufbewahrt werden.
3. Kalamkari mit indischen Stoffdruckstempeln
Indische Stoffdruckstempel sind filigrane kleine Meisterwerke der Schnitzkunst.
Stoffdruck ist eine uralte Tradition in Indien und tief mit der Kultur verbunden, die maßgeblich durch ihre Baumwollplantagen geprägt wurde. Der Begriff Kalamkari leitet sich ab von den persischen Wörtern ghalam, Stift, sowie kari, Handwerk oder Kunstfertigkeit – also etwa Kunst mit einem Stift. Denn mit Stiften wurden filigrane Kunstwerke auf den Stoff gezeichnet. Erst später schnitzten die Inder aufwändige Holzstempel, die zum Drucken auf Stoff verwendet werden.
Der Kalamkari-Textildruck ist eine anspruchsvolle Technik, bei der schöne Ergebnisse etwas Ausdauer und handwerkliches Geschick verlangen. Wenn Sie sich Ihre eigenen Stoffdrucke mit indischen Holzstempeln, basteln wollen, erklärt Ihnen Bloggerin Jule, wie das geht.
Indische Stoffdruckstempel weisen die unterschiedlichsten Formen und Muster auf.
Material:
- Baumwollstoff
- Stoffschere
- Indische Holzstempel
- Stoffmalfarben
- Schwamm und Pinsel zum Auftragen der Farben
- Wasserglas
- Bürste zum Reinigen der Stempel
Anleitung:
1. Zunächst müssen Sie die Stoffmalfarbe mit einem Schwämmchen auf den Holzstempel vorsichtig auftupfen und gleichmäßig verteilen.
2. Dann drücken Sie den Stempel fest auf den Stoff. Anfangs ist es schwierig, die richtige Farbmenge hinzubekommen, daher sollten Sie unbedingt einige Probedrucke machen.
3. Nach dem Drucken bitte nicht vergessen, die Stempel gründlich zu reinigen! Um die Farbe auch aus den filigranen Vertiefungen der Stempel zu lösen eignet sich eine kleine Bürste sehr gut. Bevor Sie die Stempel wieder verpacken, sollten sie ganz trocken sein.
4. Aus den getrockneten Stoffdrucken können Sie zum Beispiel tolle Kissen nähen oder sie einfach als Servietten mit besonderem Muster verwenden.
Das Kalamkari-Ergebnis kann sich sehen lassen.
Die Welt der Stempel in Fernost ist riesig – wir hoffen, wir konnten Ihnen einen kleinen Einblick in diese mannigfaltige Mischung aus Kunst, Handwerk und auch bürokratische Notwendigkeit geben. Die Siegel und Stempel sind tolle Mitbringsel – und wer nicht so bald nach Asien kommt, kann sich ja selbst mal am Siegelschnitzen probieren oder einen Stoff bedrucken. Stempel mit Ihrem Namen in japanischen Zeichen könne Sie natürlich auch in unserem Shop erstellen.
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